
Der Büronachbar nervt und Herr Müller aus der Produktion ist immer so unverschämt!
Auf der Arbeit gibt’s jede Menge andere Menschen, man verbringt meist mindestens 8 Stunden dort und früher oder später findet selbst der umgänglichste Mitarbeiter jemanden, über den man sich hervorragend aufregen kann.
Und da liegt auch schon der Hund begraben: „Über den man sich gut aufregen kann“
Konflikte entstehen nicht aus der Unverschämtheit oder dem falschen Handeln Anderer, sondern aus der eigenen Bewertung der Situation.
Herr Müller war heute nicht unverschämt, er hatte Kopfschmerzen und wollte das Gespräch so kurz wie möglich halten. Seine „Unverschämtheit“ haben Sie ihm angedichtet.
Ihr Büronachbar nervt nicht, sondern schwebt heute noch auf Wolke 7 weil er gestern bei seinem Lieblingsverein im Stadion war – und sie haben auch noch gewonnen. Weil er seine Freude teilen wollte, haben Sie ihm „Nerverei“ angedichtet.
Und darum benötigt man zum Glück nicht einmal den Konfliktpartner, um den Konflikt aufzulösen – sondern nur sich selbst, einen Stift und 4 DinA4 Zettel.
Die folgende Technik stammt aus dem NLP, findet sich aber so oder in ähnlicher Weise in vielen anderen Coachingansätzen wieder:
1 – 2 – 3 – Meta
In dieser Übung werdet ihr 4 verschieden Positionen einnehmen und euren Konflikt aus mehreren Perspektiven betrachten können.
Beschriftet die DinA4 Zettel mit 1,2,3 und Meta, legt die Zettel 1 und 2 gegenüber auf den Boden, den Zettel 3 mit etwas Abstand an die Seite und den Zettel „Meta“ noch etwas weiter weg. Wo sie genau liegen, ist ziemlich egal oder kann während der Übung beliebig geändert werden.
- Stellt euch auf den ersten Zettel. Erinnert euch genau an die Konfliktsituation. Fühlt, was ihr gefühlt habt, denkt genau das, was ihr gedacht habt und bringt euch noch einmal in genau den gleichen Zustand. Erinnert euch daran, was ihr gesagt habt und was der andere euch gesagt hat. Vielleicht erinnert ihr euch noch daran, was ihr für Kleidung getragen habt, oder ob im Hintergrund ein Radio lief?
- Wechselt auf den zweiten Zettel, und – wie ihr es euch schon gedacht habt – in die Person eures Konfliktpartners. Stellt euch genau vor, was in ihm vorgegangen ist. Wie hat er euch gesehen, was ist ihm aufgefallen? Was habt ihr in der Konfliktsituation zu ihm gesagt, wie agiert? Wie hat hat der Konfliktpartner auf eure Aussagen reagiert? Was ist wohl in ihm vorgegangen?
- Wechselt auf den dritten Zettel und nehmt die Position eines wohlwollenden(!) Beobachters ein, der sich nicht einmischen kann. Vielleicht seid ihr ein Außerirdischer, der auf Beobachtungsmission auf der Erde ist. Oder ein Regisseur, der seine zwei Hauptakteure auf der Bühne betrachtet. Erforscht die Situation und die Zusammenhänge, wie reagiert welcher Akteur auf den anderen. Welche Vorannahmen haben Sie zur Situation oder zu dem Anderen?
- Als letztes nehmt ihr die Meta-Position ein. Hier bietet sich euch die Gelegenheit von außen auf den durchlaufenen Prozess zu blicken und ihn zu reflektieren: Was habe ich in den Positionen 1, 2, 3 gefühlt? Was habe ich wahrgenommen? Wie leicht ist es mir gefallen, die verschiedenen Positionen assoziiert einzunehmen? Die Meta-Position kann durch ihre Distanz zum gesamten Prozess weitere Einsichten offenbaren.
Wenn ihr den gesamten Prozess durchlaufen habt, werdet ihr euch wundern, wie es jetzt um euren Konflikt steht. Einfach mal ausprobieren, gerne auch zu zweit!
Ihr findet die Übung natürlich auch auf weiteren Seiten im Internet, wie zum Beispiel hier oder hier.